Der Toboggan

Ein Salto für die Zuschauer: Der Toboggan

Die Abfahrt von der Turmrutsche ist nur ein Highlight des Toboggan — genauso viel Spaß macht das Zuschauen, wenn die Wagemutigen nach ein paar Maß das Förderband bezwingen. Oder es versuchen.

Sebastian Lehner

Das Besondere: Gaudi beim Fahren und Zuschauen

Beim Toboggan macht das Zuschauen mindestens so viel Spaß wie das Mitfahren! Auf einem Förderband muss man nämlich mehr oder weniger elegant acht Meter nach oben gleiten, bevor man die Wendeltreppe hinaufsteigt und auf Sackleinen die Holzrutsche hinuntersaust. Was einfach klingt, ist oft unfreiwillig komisch — vor allem für die Zuschauer. Besonders groß ist die Gaudi ab dem späten Nachmittag, wenn die, die’s versuchen, vorher schon die ein oder andere Maß zu sich genommen haben. Ein echter Wiesnklassiker zum Nulltarif, der noch dazu auf dem Weg zum Ausgang Richtung Goetheplatz liegt, wo’s am Abend etwas gemütlicher zugeht als an der U-Bahn Theresienwiese.

Salto auf dem Förderband, Aussicht und Rutschvergnügen

Wer sollte Toboggan fahren? Der Toboggan ist für jeden etwas. Für Kinder wegen der coolen, langen Rutsche, für Wiesn-Romantiker wegen der schönen Aussicht vom Turm. Und für die, die aus den Zelten kommen, weil sie entweder beweisen können, dass sie trotz Wiesnbier noch souverän Förderband fahren können — oder weil sie die Zuschauer zum Lachen bringen und für ein paar Sekunden garantiert im Mittelpunkt stehen (oder fallen). Gefährlich ist die Fahrt übrigens nicht, die lässigen jungen Männer, die mitfahren und auch die Sackleinenstapel mit artistischem Geschick wieder nach oben bringen, halten Kindern und Damen auf Wunsch die Hand und packen die Männer am Schlafittchen, wenn sie zu sehr ins Straucheln geraten. Nach oben kommen sie alle!

Toboggan für Gscheidhaferl: Ein Indianer-Schlitten

Die Holzrutsche mit dem Förderband hat eine lange Geschichte: Schon 1906 gab es den ersten Toboggan, von Anton Bausch nach dem Pariser Vorbild von 1900 erbaut, und seit 1933 gibt’s ihn auf der Wiesn. Das Wort „Toboggan“ ist ursprünglich ein Begriff der kanadischen Algonkin-Indianer und heißt: Leichter Schneeschlitten aus Holz. Früher reisten die Schausteller, das Ehepaar Konrad, mit ihrem Toboggan auch durch Italien, Österreich und Kroatien, doch heute rentiert sich das aufwendige Reisen mit der Riesenrutsche nicht mehr. Aber natürlich bleibt dieser Klassiker der Münchner Wiesn erhalten.