Oktoberfest - ein Fest der Landeshauptstadt München
Foto: Sebastian Liebrandt

Schafkopf und Goaßlschnalzer im Armbrustschützenzelt: Der Feiertag auf der Wiesn

Eine Oktoberfest-Premiere und urbayerische Bräuche

Schuhplattler, Goaßlschnalzer, Armbrustschießen und das erste Schafkopfturnier in einem Festzelt: Familie Inselkammer hat sich zum Tag der Deutschen Einheit einiges einfallen lassen, um den Gästen im Armbrustschützenzelt die ganze Palette an bayerischen Bräuchen zu zeigen. Laut war's teilweise, lustig und herausfordernd: Immerhin gab es beim Schafkopfen Wiesn-Tische zu gewinnen!

Des hod gscheid gschebbat! Schuhplattler und Goaßlschnalzer

Da staunten die Gäste des Armbrustschützenzelts nicht schlecht, als schon am Mittwochnachmittag plötzlich Füße in Haferlschuhen und mit Loferln bestückte Männer-Wadln zwischen Maßkrug und Hendl-Teller auftauchten: Die Schuhplattler sind die einzigen, die im Festzelt ungestraft auf den Tischen tanzen dürfen. Ja, sie müssen sogar, denn nur so kann man ihre durchaus sportlichen, kurzen und von schmissiger Blasmusik begleiteten Einlagen so richtig gut sehen. Und so schnell sie da waren, so schnell waren die 15 Schuhplattler des Bayerischen Trachtenverbands auch wieder weg. Kamen aber später noch einige Male wieder, für alle, die den ersten Tanz verpasst hatten.

Nebenan in der Schießhalle war auch was los: Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband hatte rund 100 Verbandsvertreter und Politiker zum Armbrustschießen eingeladen. Alle schulterten die schwere Armbrust und versuchten, möglichst oft ins Schwarze zu treffen.

Goaßlschnalzer Goaßlschnalzer • Foto: Sebastian Liebrandt

Das Geheimnis der Peitschen oder: Zwei Jahre bis zur Triangel

Franz Schimpf ist einer der 12 Burschen vom Verein „D'Angelbrechtinger Goaßlschnoizer“, die heute auf der Wiesn die Armbrustschützenzelt-Besucher mit ihrer Kunst beeindruckten. Kunst ist dabei wörtlich zu nehmen: Mal eben die Peitsche schwingen und die lauten Knaller erzeugen? So einfach ist das nicht. „Ungefähr zwei Jahre braucht man schon, bis man die Techniken für den Doppelschlag oder die Triangel gelernt hat", erzählt Franz. Und auch, dass sich jeder Goaßlschnalzer seine eigene Peitsche bauen lässt und jede anders klingt. Wusstet Ihr, dass für die Peitschenschnur heute sogar manchmal Glasfaser statt der traditionellen Hanfseile verwendet wird?

Übrigens, bei der lauten Schnalz-Gaudi kommen weder Menschen noch Maßkrüge zu Schaden: Obwohl die Schnüre bis zu vier Meter lang sind, haben die Burschen ihr Instrument stets im Griff und lassen es ausschließlich in der Luft knallen.

Sebastian Liebrandt

Die Premiere auf der Wiesn: Das erste Schafkopfturnier im Armbrustschützenzelt

Festwirt Peter Inselkammer hatte seine Idee mit einem Wiesn-Schafkopfturnier 2018 schon mal in kleinerem Rahmen getestet, und das kam so gut an, dass er beschloss: „Dieses Jahr ziehen wir das professionell auf!“ Heißt: 180 Teilnehmer, betreut von Turnierleiter Stefan Aldenhoven von der Schafkopfschule e.V., die auch das freie Spiel an anderen Wiesn-Tagen mit Rat und Tag unterstützt. Wer also noch nicht ganz sicher ist im Umgang mit Eichel-Ober oder der Herz-Sau oder Zweifel hat, ob ein Gras-Wenz bei seinem Blatt Chancen hat, kann sich fachkundig beraten lassen.

Heute waren allerdings eher die Profis am Werk: Schließlich ging's nicht, wie bei normalen Schafkopfturnieren gerne mal üblich, um Siegprämien wie Kalbsschultern oder eine Flasche Schnaps, sondern um einen Wiesn-Tisch für 10 Personen inklusive Maß und Hendl, 2020 im Armbrustschützenzelt. Nicht nur der Sieger, sondern auch Silber und Bronze freuen sich besonders auf die nächste Wiesn und den Besuch bei Familie Inselkammer.

Karteln für den guten Zweck: Die Schafkopfschule e.V. spendet den Erlös

Eine Riesen-Gaudi war das Schafkopfen: Klar dass das bayerische Event auch zur Wiesn 2020 wieder in der Boxe „Rehbock" des Armbrustschützenzelts stattfinden wird. Am besten schon mal im Kalender vormerken!

Und nicht nur die Kartenspieler hatten was von dieser tollen Idee: Der Reinerlös aus Start- und Spendengeldern wurde von der Schafkopfschule e.V. an vier vorab ausgesuchte Sozialprojekte weitergegeben. Möglich gemacht wurde das, weil Familie Inselkammer die Preise bereitgestellt hatte. Über Spenden konnten sich freuen: Die Nicolaidis YoungWings Stiftung, die Obdachlosenhilfe St. Bonifaz, Wings for Life und die Seniorenhilfe Lichtblick e.V.