Oktoberfest - ein Fest der Landeshauptstadt München
Foto: Sebastian Lehner

Kehraus am Sonntag: Pfiat di, Oktoberfest!

Wiesn-Finale 2019: So wird der Abschied in den Zelten gefeiert

Das Beste kommt zum Schluss! Der letzte Wiesn-Abend ist in den Festzelten ein großes, emotionales Finale. Vor allem die Münchner lieben ihren wehmütig-feierlichen „Kehraus“ gegen 22 Uhr: Mit tausenden Wunderkerzen im Hacker, einem letzten „Angels“ im Hofbräu, einem singenden Wirt - und in der Bräurosl knipst der Oberbürgermeister persönlich das Licht aus. Alle Infos, was Ihr wo erleben könnt, gibt's hier.

In der Bräurosl knipst der Oberbürgermeister das Licht aus

In der Schottenhamel-Festhalle zapft Oberbürgermeister Dieter Reiter das erste Fass an, in der Pschorr Bräurosl knipst er 16 Tage später gegen 22:15 Uhr persönlich das Licht aus. Zu den Klängen des traditionellen Abschiedslieds „Silencio“. Doch bevor's soweit ist und die Wiesn wirklich vorbei ist (bis zum nächsten Jahr), bedankt er sich auf der Musikbühne bei den Besuchern.

Stefan Schneider, bekannt als Stadionsprecher der Münchner Löwen, ist seit vielen Jahren am letzten Sonntag mit dabei und liebt das Wiesn-Finale ganz besonders: „Es ist eine ganz große Ehre für einen Münchner, das moderieren zu dürfen!" Wirtin Daniela Heide schwärmt von der besonderen Stimmung in der Bräurosl: „Wir verteilen 9000 kleine LED-Lichter in Herzform, die dann das Zelt beleuchten, wenn der OB das Licht ausgemacht hat." Und wenn dann die Lampen wieder angehen und die Wiesn für dieses Jahr vorbei ist, wartet noch ein bunter Konfettiregen auf die Gäste. Nur noch 349 Tage bis zur Wiesn 2020!

Annette Sandner

Der Mond geht auf in der Ochsenbraterei

In der Ochsenbraterei feiern am letzten Abend die Gäste die Mitarbeiter. Die gesamte „Ochsenbraterei-Familie“, also alle 500 Menschen, die im Zelt arbeiten, feiern gemeinsam auf und vor der Bühne. Und jedem Gewerk wird ausführlich gedankt. Das ist der Moment für die, die 16 Tage lang von morgens bis abends gearbeitet haben.

Musikalisch wird's auch etwas wehmütig: Es erklingt das „Feierabendlied“ und der „Gefangenenchor“ - früher von Hermann Haberl persönlich auf der Trompete gespielt.

Ganz am Ende wird's dunkel im Zelt, der Mond geht auf, und dann bellt der bayerischste aller Hunde, der Dackel, was so viel bedeutet wie: „Kommt's alle gut nach Hause, schee war's, bleibt's gesund und wir sehen uns im nächsten Jahr!“

Rollentausch und eine Polonaise im Schottenhamel

Die ganze Welt blickt am ersten Wiesn-Tag in die Anstich-Boxe der Schottenhamel-Festhalle. Und wie läuft dort der Kehraus ab? Natürlich auch ganz besonders.

Festwirt Christian Schottenhamel erzählt: „Am letzten Abend spielen wir in der letzten halben Stunde noch einmal die größten Wiesnhits. Das letzte Lied dirigiert Clemens Baumgärtner, der Wiesn-Chef.“

Familie Schottenhamel steht auf der Bühne: „Wir verabschieden uns für 349 Tage von unseren Gästen und sagen ein großes Dankeschön an das Team, die Küche, den Service und alle, die geholfen haben, dass es eine super Wiesn war! Und am Schluss, beim Lied „Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk“, zünden unsere Gäste 6000 Sternwerfer an."

Ein Schmankerl hat Christian Schottenhamel noch für den letzten Abend: „Bei uns setzen die männlichen Bedienungen die Häuberl der weiblichen Bedienungen auf und machen eine Polonaise. Ich mache nicht mit!“

• Foto: Sebastian Lehner

Im Hacker-Festzelt: Wunderkerzen funkeln am Himmel der Bayern

Optisch für viele der schönste von allen Kehraus-Feiern auf der Wiesn: Das Lichtermeer im Hacker-Festzelt. Wenn erst nur noch die Sterne im abgedunkelten Zelt den „Himmel der Bayern“ erleuchten und dann die Gäste die 3.000 Wunderkerzen anzünden und sich zu „Sierra Madre del Sur“ in den Armen liegen ... dann wird Festwirt Thomas Roiderer selbst ganz wehmütig: "Das ist schon ein toller Anblick, der einem diesen traurigen Moment - dass die Wiesn nun ein Ende hat - etwas versüßt."

Noch ein letztes Mal „Angels“ im Hofbräu

Wenn im Hofbräu-Festzelt unter dem Engel Aloisius das Lied „Angels“ von Robbie Williams ertönt, wissen die erfahrenen Wiesnbesucher: Jetzt ist gleich Feierabend. So auch am letzten Wiesn-Abend. Ein letztes Mal „a lot of love and affection“, da kann man schon ein bisschen wehmütig werden.

Festwirt Ricky Steinberg sagt ein paar Worte, dankt seinen Mitarbeitern und natürlich den Gästen, bevor das Licht ausgeht und die Sternwerfer an. Kann es noch emotionaler werden? Ja, das geht: Ganz am Schluss wird die Bayernhymne gespielt. Die kennt auch das internationale Publikum. Und weiß, wo es im nächsten Jahr unbedingt wieder hin muss.

„Ich sing wie ein Zeiserl!“ In Kufflers Weinzelt übernimmt der Chef das Mikro

Kufflers Weinzelt ist nicht nur in Sachen Getränkekarte ein Exot - auch am letzten Sonntag läuft's hier ein bisserl anders als in den Bierzelten. Während die letzten Wunderkerzen dort um 22:30 verglüht sind, geht's im Weinzelt noch bis 0:30 Uhr weiter. Und mit etwas Glück können die Gäste den Chef auf der Bühne bewundern: „Ich sing wie ein Zeiserl“, verspricht Stephan Kuffler, der singende Wiesnwirt, der schon beim Hebauf (Richtfest) kurz vor Wiesn-Beginn eine Kostprobe seines Könnens zum Besten gegeben hatte.

„Ich geh auf die Bühne, bedanke mich bei allen und singe vier Lieder." Übrigens: Das Kehraus-Programm dauert im Weinzelt länger und fängt dafür früher an: „Um 18:30 Uhr gehen alle Köche auf die Bühne und rocken das Zelt!“, verrät Stephan Kuffler.

Sternenwerfer und Rosen für die Gäste im Armbrustschützenzelt

Im Armbrustschützenzelt bei Familie Inselkammer geht's am letzten Wiesn-Abend traditionell und eher ruhig zu, aber nicht weniger feierlich: „Wir machen einen großen Rundgang durchs Zelt, mit den Bedienungen", erzählt Peter Inselkammer. „An die Gäste werden rote Rosen verteilt, als Dankeschön für den Besuch und ihre Treue.“

Auch hier gibt's Wunderkerzen, die das Zelt in ein besonderes Licht tauchen, die Bayernhymne wird gespielt und noch ein sehr emotionales Stück: „Weus'd a Herz hast wia a Bergwerk“ von Rainhard Fendrich. Besonders viele Augen werden da nicht trocken bleiben ...

Löwenbräu-Festzelt: Alle liegen sich zu „Purple Rain“ in den Armen

Festwirtin Steffi Spendler bekommt schon vor dem großen Abschiedsabend so ein verräterisches Glitzern in den Augen, wenn sie vom „Grande Finale“ im Löwenbräufestzelt spricht: „Unser Musik-Podium kracht fast zusammen, weil wir alle, wirklich alle oben stehen.“ Musik ist unglaublich wichtig im Löwenbräuzelt, und deswegen ist das letzte Lied auch ein ganz besonderes: Purple Rain wird gespielt, „und dazu liegen wir uns dann alle in den Armen und singen aus voller Kehle mit, als gäb es kein Morgen mehr."

Gibt's aber, zum Glück, und nur noch 349 Morgen, dann ist schon wieder Wiesn 2020!

Gunnar Jans, Anette Göttlicher