Oktoberfest - ein Fest der Landeshauptstadt München
Foto: Michael Hofmann

Kein Oktoberfest 2020

Die Wiesn fällt aus: Reaktionen zwischen Trauer und Hoffnung

Erstmals seit über 70 Jahren muss das Oktoberfest ausfallen - wegen der Corona-Pandemie. Nicht nur Ministerpräsident Markus Söder und Oberbürgermeister Dieter Reiter äußerten großes Bedauern über diese Entscheidung. Wie Wiesnwirte, Schausteller, Marktkaufleute und Brauereien auf das Wiesn-Aus 2020 reagieren, haben wir hier zusammengefasst.

„Risiko schlicht zu hoch“: Aussagen aus der Politik zum Wiesn-Aus

Ministerpräsident Markus Söder musste gemeinsam mit Oberbürgermeister Dieter Reiter eine schwere Entscheidung verkünden: Wegen der Corona-Pandemie kann es in diesem Jahr kein Oktoberfest geben. Das Risiko sei schlicht zu hoch, wenn Millionen von Menschen auf engstem Raum in den Bierzelten ausgelassen feiern. Auch Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft und Wiesn-Chef spricht von einer "richtigen Entscheidung".

Mehr Infos zur Oktoberfest-Absage und den offiziellen Statements

Oberbürgermeister Dieter Reiter im Video zum Ausfall der Wiesn

Wirtesprecher Peter Inselkammer Wirtesprecher Peter Inselkammer • Foto: Anette Göttlicher

Wirtesprecher Peter Inselkammer: „Gesundheit der Gäste hat oberste Priorität“

Und wie reagieren die Wiesnwirte auf das Aus für das Oktoberfest 2020? "Angesichts der Tatsache, dass es wohl noch einige Zeit dauern wird, einen Impfstoff und wirksame Medikamente gegen die Lungenkrankheit Covid-19 zu entwickeln, war dieser Schritt logisch und notwendig“, betont ihr Sprecher Peter Inselkammer. „Die Gesundheit unserer Gäste liegt uns besonders am Herzen und hat oberste Priorität.“

"Es kommen auch wieder bessere Zeiten", fügt der zweite Wirtesprecher Christian Schottenhamel hinzu. Und schaut mit Hoffnung in die Zukunft: "Und vielleicht fällt uns allen ja gemeinsam eine Lösung ein, wie wir das Oktoberfest im nächsten Jahr gestalten können, um dem dann zu erwartenden erhöhten Ansturm zu bewältigen."

Otto Lindinger, Sprecher der Kleinen Wiesnzelte Otto Lindinger, Sprecher der Kleinen Wiesnzelte • Foto: privat

Otto Lindinger, Sprecher der kleinen Wiesnzelte: „Ein Stich ins Herz!“

Otto Lindinger von Bodo's Cafézelt ist Sprecher der 21 kleinen Wiesnzelte. Er betont das volle Verständnis für die Absage der Wiesn 2020, dennoch: „Auch für uns Kleine Wiesnzelte ist es natürlich wahnsinnig schade und ein riesiger Stich ins Herz jedes einzelnen unserer 21 kleinen, aber feinen Festzelte.“

Trotz der großen Vielfalt der Kleinen Wiesnzelte verbinde alle „die übergroße Liebe zur Wiesn – die Oktoberfestzeit ist für jeden von uns das absolute Highlight im Jahr.“ Der wirtschaftliche Schaden sei das eine, sagt Otto Lindinger, aber auch das emotionale Minus sei immens groß: „Wir vermissen bereits heute den Kontakt zu all unseren Gästen und Mitarbeitern. Gerade in unseren meist überschaubaren Betriebsgrößen geht es ja oft familiär zu, und hier wird der direkte Kontakt zu unseren Gästen von beiden Seiten sehr geschätzt.“

Was bleibt, ist die Vorfreude auf das Oktoberfest 2021: „Wir freuen uns umso mehr, Sie nächstes Jahr – wenn es am 18. September 2021 endlich wieder heißt: „O'zapft is“ – mit unserer Gastfreundschaft glücklich machen zu dürfen.“

Peter Bausch, kommissarischer Vorsitzender der Veranstaltungsgesellschaft der Münchner Schausteller GmbH Peter Bausch, kommissarischer Vorsitzender der Veranstaltungsgesellschaft der Münchner Schausteller GmbH • Foto: Peter Bausch

Peter Bausch, kommissarischer Vorsitzender der Schausteller: „Lasst uns alles für Wiesn 2021 tun“

Und auch die Münchner Schausteller trifft die Absage hart. Peter Bausch ist kommissarischer Vorsitzender der Veranstaltungsgesellschaft der Münchner Schausteller GmbH und vertritt ca. 150 Schausteller. Er erläutert: "Die Gesundheit geht natürlich vor – die der Besucher, des Personals, der Schausteller und auch der eigenen Familie. Ich hatte bis zuletzt gehofft, dass es noch eine Lösung fürs Oktoberfest geben könnte – denn diese Absage trifft unsere Branche ins Mark, und wir müssen ums wirtschaftliche Überleben kämpfen. Denn es geht ja hier um unsere Existenzen, und es ist eine sehr schwierige Situation für uns Schausteller. Wir können unseren Beruf nicht mehr ausüben, uns fehlen alle Einnahmen, um unseren normalen Geschäftsbetrieb am Leben zu erhalten."

Den Schaustellern fehle durch die Winterpause und den Wiesn-Ausfall ein ganzes Jahr "und überdies das schönste, größte Volksfest der Welt!" Bausch appelliert daher: "Ich hoffe sehr, dass die Politik sieht: Wenn es 2021 wieder Volksfeste geben soll, braucht es jetzt einen Rettungsschirm für uns Schausteller. Volksfeste finden vor der Haustüre statt, sie sind wie Kurzurlaub, sind Balsam für die Seele. Lasst uns alles dafür tun, dass wir das in 2021 wieder erleben dürfen."

Günter Bretz, 1. Vorsitzender der Bezirksstelle München der Marktkaufleute und Schausteller Günter Bretz, 1. Vorsitzender der Bezirksstelle München der Marktkaufleute und Schausteller • Foto: Gunnar Jans

Günter Bretz, Bezirksstelle München der Marktkaufleute und Schausteller: „Mit Impfstoff muss sich das Karussell wieder drehen“

Und auch Günter Bretz, 1. Vorsitzender der Bezirksstelle München der Marktkaufleute und Schausteller mit über 500 Mitgliedern spricht von einem "schmerzhaften Stich ins Herz“. Und erklärt weiter: „Für alle Marktkaufleute und Schausteller steht die Existenz auf dem Spiel, da auch alle Volksfeste vor der Wiesn abgesagt wurden. Die Wiesn war die letzte Hoffnung. Aber wie schon so oft erwähnt, die Gesundheit aller steht primär im Vordergrund.

Wir hoffen alle, dass baldmöglichst ein Durchbruch in der Medizin kommt und ein Impfstoff entwickelt wird und sich das Karussell dann wieder drehen kann und das Bummeln auf den Märkten ohne Einschränkung möglich ist. Für uns Marktkaufleute und Schausteller hoffe ich, dass wir die Krise gesund überstehen und uns bald wiedersehen, um das Flair auf der Wiesn, Volksfesten und Märkten unbedenklich genießen zu können."

Oktoberfestbier der sechs Brauereien Oktoberfestbier der sechs Brauereien • Foto: Leonie Liebich

Brauereien verzichten trotzdem nicht aufs Oktoberfest-Bier

Direkt betroffen von der Entscheidung sind natürlich die großen Münchner Brauereien, die jährlich auf dem Oktoberfest sieben Millionen Liter Bier oder noch mehr ausschenken. In einer ersten Stellungnahme zeigten jedoch auch sie Verständnis für das diesjährige Wiesn-Aus: "So sehr die 'Wiesn' für uns als Verein Münchner Brauereien nicht nur einen festen Termin im Kalender darstellt, sondern eine Herzensangelegenheit ist, verstehen wir diese Entscheidung und tragen sie mit. Ein Oktoberfest ohne Münchner Gastlichkeit und Weltoffenheit, für die dieses Fest wie kein anderes steht, wäre auch für uns nicht vorstellbar."

Gleichzeitig machen die Brauereien allen enttäuschten Wiesn-Fans aber auch Hoffnung auf wenigstens ein bisschen Oktoberfest-Flair in diesem Jahr. Denn: Auch 2020 wird es Oktoberfestbier geben. Die Brauereien werden wie jedes Jahr ab Ende Juli damit beginnen, das Münchner Original einzubrauen - dieses Jahr vorwiegend für Handel, Export und Gastronomie.