Oktoberfest - ein Fest der Landeshauptstadt München
Foto: Sebastian Lehner

Schottenhamel-Kapellmeister Otto Schwarzfischer gestorben

Trauer um Wiesn-Legende Otto Schwarzfischer

Ein halbes Jahrhundert lang gab Otto Schwarzfischer im Schottenhamel-Festzelt den Takt an – und brachte mit Songs wie „Country Roads“ oder „Alice“ richtig Stimmung ins Bierzelt. Noch bei der Wiesn 2019 dirigierte er beim Standkonzert der Wiesnwirte. Jetzt ist die Oktoberfest-Legende mit 81 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Otto Schwarzfischer 2019 Otto Schwarzfischer 2019 • Foto: IMAGO / STL

Christian Schottenhamel: „Alle liebten seine Musik! Und wir den Otto!“

Ohne Otto Schwarzfischer, der jahrzehntelang die Oktoberfest-Kapelle des Schottenhamel-Festzelts dirigierte, wäre die Wiesn nicht so, wie wir sie kennen, lieben und vermissen. Er war es, der die moderne Musik und die typische Wiesn-Stimmung in die Schottenhamel-Festhalle und die anderen Bierzelte brachte.

Wie das war, erzählt Festwirt Christian Schottenhamel selbst:

„Die Musik von Otto Schwarzfischer hat nicht nur die Festhalle Schottenhamel, sondern das ganze Oktoberfest musikalisch geprägt. Als jüngsten, damals 27-jährigen Wiesnwirt hat er mich in meinem ersten Jahr gefragt, ob er auch Medleys mit Hits spielen könne. Er wollte nicht immer nur klassische Blasmusik spielen. Was kam, war der Entensong oder „Live is life“ und viele weitere Gassenhauer, bei denen man mitmachen musste. Die Stimmung hat uns die Jugend geradezu in Scharen ińs Zelt gebracht. Alle liebten seine Musik! Und wir den Otto! Die älteste Kapelle im ältesten Zelt des Oktoberfests – mit der jüngsten Musik. Das war vor 30 Jahren und soll so bleiben!“

Blacky Fuchsberger und der junge Otto Schwarzfischer Blacky Fuchsberger und der junge Otto Schwarzfischer • Foto: Kapelle Schwarzfischer

Country Roads, Alice und die Wiesn-Promis

Otto Schwarzfischer hat die Musik übrigens nicht nur geliebt, sondern auch studiert, und zwar Klarinette, Klavier und Arrangement am heutigen Richard-Strauß-Konservatorium.

50 Jahre lang leitete er die Oktoberfestkapelle Otto Schwarzfischer – und war stolz darauf, keinen einzigen Tag gefehlt zu haben. Und das bei über 200 Auftritten im Jahr, denn die Kapelle trat nicht nur auf der Wiesn, sondern auch auf vielen anderen Volksfesten auf. Er war es, der Lieder wie „Country Roads“ oder „Alice“ als erster auf dem Oktoberfest spielte – heute sind das Klassiker, die zur Wiesn gehören wie Hendl und Maß. Den Taktstock gab Otto Schwarzfischer selten ab – außer für Kinder und prominenten Besuch auf der Bühne der Festhalle wie Blacky Fuchsberger oder Thomas Gottschalk.

Thomas Gottschalk mit Otto Schwarzfischer Thomas Gottschalk mit Otto Schwarzfischer • Foto: Kapelle Schwarzfischer

Nachfolger Christian Sachs: „Otto war ein Vorbild – musikalisch und menschlich!“

2010 ging der damals 72-Jährige dann in den wohlverdienten Ruhestand und übergab den Taktstock an Christian Sachs, der schon seit 1988 als Trompeter und Sänger Mitglied der Kapelle Schwarzfischer war. Otto Schwarzfischer war oft auf der Wiesn zu Gast – zuletzt beim Platzkonzert der Wiesnwirte auf dem Oktoberfest 2019, wo er zusammen mit Christian Schottenhamel einen Marsch dirigierte – freihändig, voller Lebenslust und ohne Taktstock, denn den hatte er vorher in die Blumendeko gesteckt. In unserem Video (unten) könnt ihr den letzten Auftritt der Wiesn-Legende nochmal anschauen.

Christian Sachs trauert gemeinsam mit der Kapelle Schwarzfischer um einen der letzten Musiker seiner Art: „Schon als Stundent hab ich den Otto bewundert, als ich ihn mit seiner Kapelle bei Auftritten am Augsburger Plärrer sah. Und später, als ich selbst in der Oktoberfestkapelle mitspielte, war er für meine Kollegen und mich Vorbild und Mentor zugleich. Die disziplinierte Lebensweise, die es für diesen Beruf als Musiker braucht, die hat er uns immer vorgelebt.“

Video: Otto Schwarzfischer beim Standkonzert 2019